Geschichte
13. Jahrhundert
Im 13. Jahrhundert kam das Gebiet des Gerichtes Landeck, zu dem auch des Zehent Paznaun (heutige Gemeinde Kappl) gehörte, an die Grafen von Ulten und 1248, nach deren Aussterben, an die Grafen von Tirol, die nun die Grafschaftsgewalt ausübten.
Auf dem Boden der heutigen Gemeinde Kappl ereigneten sich auch mehrere Kriegshandlungen: So marschierten 1406 die Appenzeller ins Paznaun vom Zeinisjoch her ein, und kontrollierten es bis 1408. Unter den Franzosenkriegen hatten die Schützen Bereitschaft zu leisten und die Bewachung der Übergänge zu übernehmen.
Vor der Niederlassung der ersten ständigen Bewohner wurden im Raum der heutigen Gemeinde Kappl die Almen als Sommerweide genutzt. Vermutlich waren dies Rätoromanen aus dem Engadin, die ihr Vieh durch das Oberpaznaun auf dies Almen trieben. Dies lässt sich wegen der romanischen Wurzeln der Namensbezeichnung der Almen bezeugen. Die Besiedlung des Unterpaznaunes (Sonnenseite und Frödenegger Berg) erfolgte vom Stanzertal her durchwegs über die Jochübergänge, nicht aber durch die damals unbegehbare Gföllschlucht. Überall dort, wo heute die Weiler stehen, stand früher ein Hof.
Als erste Niederlassung wird Niederhof in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts genannt. Im Jahre 1370 wird Kappl zum ersten Mal erwähnt, auch Langesthei (Frühjahrsweide) kommt zum ersten Mal vor. Das Gebiet der Trisanna gehörte den Engadinern (Gemeinde Sent) und wurde schon im Jahre 1572 den hiesigen Leuten als Dauerlehen um einen jährlichen Zins (zuerst Naturalien, später Geld) überlassen und im Jahr 1810 von der Gemeinde Sent an die Bewohner von Niederhof und Wiese verkauft. In der Gegend von Vesul dürfte sich der gleiche Vorgang ereignet haben. Durch die Teilung der Einzelhöfe sind oft 4 bis 6 Bauernhöfe entstanden, die aber durch Rodung wiederum erweitert wurden. Im Jahre 1427 hatte Kappl rund 550 und 1754 bereits 1.850 Einwohner.
1754 kam das Gericht Landeck zum Kreis Oberinntal mit Verwaltungssitz in Imst. Die dem Gericht Landeck eingegliederten Dingstätten waren für die Selbstverwaltung der wirtschaftlichen Gemeindeangelegenheiten betraut. Die Dingstätte Stanzertal deckte sich ungefähr mit dem Gebiet der Urpfarre Stanz (später Zams).
Im Zuge der Gegenreformation entstanden in vielen Weilern Kapellen, sodass die Bewohner ihre Andachten in der Nähe ihrer Häuser verrichten konnten. Das Gebiet der heutige Pfarre Langesthei wurde bis ins 17. Jahrhundert von der Pfarre Kappl verwaltet. Ein Grund für die Abspaltung war der damals sehr beschwerliche Weg nach Kappl. Aus diesem Grund wurde von den dortigen Bewohnern eine Kirche errichtet, die 1698 eingeweiht wurde Auf dem Platz der heutigen Kirche stand vorher eine Kapelle. Die Lostrennung von Kappl erfolgte endgültig im Jahre 1700 durch die Errichtung einer Kuratie, was in Kappl nicht ohne Widerstand geduldet wurde.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Zuge der Einführung der allgemeinen Schulpflicht jeweils eine Schule in Kappl und eine in Langesthei errichtet. Um 1800 kamen auch noch so genannte Notschulen in Sinsen, Perpat und Holdernach hinzu.
19. Jahrhundert
Im Jahre 1809 mussten die Schützen den Landecker Schützen Unterstützung leisten und die Posten am Zeinis-Joch und in Gföll-Wiesberg besetzten. Am 24. November 1809 fand die Gigglertoblerschlacht am Taleingang statt. Die Paznauner mussten gegen eine Übermacht Franzosen und Bayern kämpfen. Dabei erbeuteten sie eine Kriegsfahne der Bayern, welche noch heute im Besitz der Schützenkompanie Kappl ist. Diese nun 200 Jahre alte Fahne begleitet mit Stolz auch heute noch die Schützenkompanie Kappl bei den Ausrückungen.
Der Siegjubel hielt nur wenige Stunden an, denn schon am nächsten Tage erfuhren sie, dass Tirol niedergeworfen wurde. General Raglovich als verantwortlicher bayerischer Kommandeur verfuhr überaus schonend mit den Einwohnern des Ortes, weil er keine neuen Unruhen heraufbeschwören wollte.
Die Erhebung zur Pfarrei erfolgte im Jahre 1891. Immer wieder wurden die Bewohner von Katastrophen heimgesucht. Lawinen, Muren, Hochwasser, Brände, Pest und Viehseuchen machten den Leuten das Leben schwer.
20. Jahrhundert
Am 23. Mai 1915 rückte eine Kompanie, zusammengestellt aus den Gemeinden des Paznaunes, unter dem Hauptmann Gottlieb Jehle von Kappl Egg an die Südfront ein. Die Tiroler Schützen hielten ihre Stellungen bis Kriegsende, jedoch hatte allein die Gemeinde Kappl 66 Gefallene zu beklagen. Nach dem Krieg herrschte auch bei der bäuerlichen Bevölkerung sehr große Armut.
Durch die rasante Inflation wurden die damals Wohlhabenden arm und die Armen noch ärmer. 1938 erfolgte der so genannte Anschluss Österreichs an das Nationalsozialistische Deutschland. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges (1939) mussten auch aus Kappl zahlreiche Männer einrücken, von denen 82 ihr Leben ließen.
Ende April 1945 kamen dann auf dem Rückzug die deutschen Truppen in das Tal, am 6. Mai 1945 die Amerikaner als Besatzung, die später durch die französischen Truppen abgelöst wurden.
Hochwasser 2005
Im August 2005 ereignete sich eine noch nie da gewesene Hochwasserkatastrophe im Paznaun. Über 30 % der Straßen wurden weggespült oder verschüttet. Das Tal bzw. Kappl war eine Woche nur über eine Luftbrücke, organisiert vom österreichischen Bundesheer, erreichbar.
Quelle: Wikipedia